Libanon

Mitte Oktober 2021 durfte ich erneut Pascal Violo und seine Karawane der Menschlichkeit auf einen ihrer Einsätze begleiten. Diesmal zu den syrischen und palästinensischen Waisen, Halbwaisen und Witwen in den Libanon. Mit dabei: Die Karawane der Clowns (in Kooperation mit Clowns ohne Grenzen), Dr. Bubbles (Seifenblasenkünstler Aramis Gehberger) und die Musikerin Sonja Hauser. 


Das kleine Land Libanon hat weltweit die meisten geflüchteten aus Syrien aufgenommen. Insgesamt leben im Libanon laut UNHCR geschätzt über 2 Mio. geflüchtete Menschen und das bei gerade einmal 6,9 Mio. Einwohnern. Das ist gemessen an der Einwohnerzahl ca. das 16-fache von z.B. Deutschland oder Österreich!

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Clowns ohne Grenzen
Karawane der Clowns
Seifenblasenkünstler Aramis Gehberger "Dr. Bubbles"
Sonja Hauser

Auf keiner meiner Reisen wurde ich je von einem Land so herzlich empfangen wie an der Passkontrolle im Flughafen Beirut! Die BeamtInnen fragten nach unseren Berufen:

1. Sonja: „Tree carer (Baumpflegerin)“

Zöllner: „But, that's not a job!?“

2. Markus: „Clown“

Zöllner: „What?!“

3. Aramis: „Soap-bubble-artist (Seifenblasenkünstler)“

Zöllner: ...sprachlos…grinst...

Aramis: „I make soap-bubbles professionally!“

Zöllner: ruft amüsiert auf arabisch seinen KollegInnen im Saal etwas zu.

Aramis holt seine Mini-permanent-Seifenblasen heraus und zaubert kleine stabile Bläschen in die Luft. Alle Zöllner blicken auf, stehen auf in ihren kleinen Kabuffs, zücken ihre Smartphones und alle wollen Seifenblasen bei sich haben. Ihre Gesichter strahlen mit Kinderaugen und im Nu herrscht eine unglaublich entspannte Stimmung im Saal. Für jeden unserer Pässe fangen die BeamtInnen eine kleine Seifenblase ein, setzen diese behutsam auf den Pass und geben uns diesen so dekoriert zurück. „ahilan wasahlan - welcome to Lebanon!“

In den folgenden Tagen durften wir immer wieder feststellen, dass von unserer Truppe eine ganz spezielle Magie auszugehen schien.

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Zöllner
Libanon
Beirut
Refugees
Winkende Kinder Libanon

Bereits am zweiten Tag im Libanon besuchten wir die ersten beiden Camps mit syrischen Geflüchteten, größtenteils Witwen und Waisen.

Ich weiß nicht, ob oder wie oft im Leben dieser Kinder Erwachsene einfach mal nur zwei, drei Stunden Spaß mit ihnen gemacht haben - wahrscheinlich selten bis gar nie… Die Erwachsenen in den Camps haben andere Aufgaben zu bewältigen...

Was ich da in meinen Bildern festhalten durfte, glich den glänzenden Kinderaugen meiner Töchter an Heilig-Abend.

Mindestens genauso wertvoll wie die Clownerie und Seifenblasenkunst, war für die Kinder die Zeit nach den Shows. Clownin Anita erzählte mir, wie die Kinder dahinschmolzen, wenn sie ihnen mit Pinsel oder noch besser mit dem Finger kleine Schminkereien ins Gesicht malte. Wie wichtig kleinste, zärtliche Berührungen für uns Menschen sind, zeigte sich auch am dritten Tag in einem Camp bei Arsal. Nach der Show fingen einige Kinder an, die Clowns und Clowninnen zu umarmen, was öfter vorkam. An diesem Nachmittag jedoch entwickelte sich daraus eine regelrechte Umarmungsorgie. Die Kinder standen in Reihen an, um von Anita, Sonja, Elke, Pascal, Aramis… umarmt und gehalten zu werden. Viele hatten dabei fest die Augen geschlossen, ein seliges Lächeln auf den Lippen und hätten am liebsten nie mehr los gelassen.

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Refugees Camp
Refugees Children
Anita
Anita und die Mütter
Arsal
Karawane der Menschlichkeit
Anita Umarmung

 

Eine noch tiefere Bedeutung bekam diese Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit durch die Erzählungen der Mütter:

Zu Fuß geflüchtet aus ihren nur 20-40km enfernten syrischen Heimatdörfern. Bis an die syrisch-libanesische Grenze verfolgt von Bombern, am Wegesrand von Füchsen und anderen Tieren zerstückelte Menschenleiber und nun endlich im sicheren Libanon angelangt.

Aber, seit Beginn der Wirtschaftskrise im Libanon (vermutlich durch Korruption der herrschenden Elite verursacht), werde die Not in den Camps von Tag zu Tag größer. Die Menschen, die sich bisher für die Geflüchteten stark gemacht haben, kämpften nun selbst um ihre Existenz im Libanon. Die libanesische Mittelschicht sei mit eigenen wirtschaftlichen Sorgen und Auswanderungsgedanken beschäftigt. Was für die Geflüchteten in diesen Camps übrig bleibe, sei ein Gefühl des Vergessen-Werdens.

Ratlos und perspektivlos blicken die Mütter dem nächsten Winter entgegen. Schon jetzt sei absehbar, welche Kinder stark genug sind, die Kälte hier oben in den Bergen zu überstehen und welche zu schwach sind und Gefahr laufen zu erfrieren. Brennholz ist in dieser kargen Halbwüste kaum zu finden, für die kleinen Ölöfen in ihren Zelten seien sie daher auf das teure Heizöl angewiesen.
Anita wurde nach einer solchen Schilderung ernsthaft gefragt, ob sie nicht eines der Mädchen mit nehmen wolle. Hier habe das Kind sowieso keine Zukunft.

Darf ein Clown/eine Clownin weinen? Ja, er/sie darf! Und allein die rote Nase ist Maske genug, um dann wieder schnell um zu switchen zum „funny-girl“, dass auf diese und zahlreiche weitere Aufforderungen ein Kind ins gelobte Europa mit zu nehmen clownesk erwidert:

„Ja klar, wenn das Kind hier in meine Hosentasche passt, dann schmuggel ich es rüber!“

Und eigentlich bringt genau dieser Scherz die Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens auf den Punkt…

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Lebanon mothers
Anita und die Mütter
Kinder
Flüchtlingslager Libanon
Syrer
c'est fantastique
strong women
Syrier
Kinder aus Syrien
Beirut

Die oben angesprochene Magie, die von uns auszugehen schien, zeigte sich auch darin, dass im Laufe der Tage immer weitere spontane UnterstützerInnen und HelferInnen der Karawane beitraten: Kamar - libanesische Journalistin, Miriam - Querflötistin aus Österreich, Gui - Brasil-Italo auf Station in Beirut, Imke vom Goethe-Institut in Beirut, …


Auch das Personal vom „Grand Meshmosh“ unserem Hostel bot an, uns bei unseren Fahrten in die Camps zu begleiten. Diese positive Energie war unsere treue Begleiterin auch bei der Verteilung der über 13 Tonnen Hilfsgüter. Mit Unterstützung der libanesischen NGO ISWA und leider auch dem unvermeidbaren Bakschisch für den libanesischen Zoll, konnte unser LKW aus Österreich am 8. Tag entladen werden. Schuhe, Kleidung, Medizin und Schulmaterial werden bis zum heutigen Tag an die Menschen in den Camps verteilt.

Wir alle, die wir als HelferInnen vor Ort waren, haben unseren kompletten Flug, Aufenthalt und Verpflegung selbst finanziert und so konnten die 17.000,-€ Spendengelder zu 100% für die geflüchteten im Libanon eingesetzt werden.

Als ich eines Abends in meinem Zimmer in Beirut meine Bilder sichtete und sortierte, bekam ich einen emotionalen Overload:

Ich sah die vielen Gesichtsausdrücke und Emotionen der Kinder auf meinem Bildschirm Revue passieren, hörte dazu „Creep“ von Radiohead in einer Endlosschleife (das spielte an diesem Tag im Camp auch Sonja auf ihrer Gitarre und sang dazu). Und erst jetzt beim Sichten der Bilder wurde mir die ganze Tragweite unseres Tuns bewusst.

Ich fotografierte Teenager, die sich bedächtig eines unserer Kuscheltiere aussuchten und sich wie kleine Kinder daran erfreuten. Wieviel Kindheit wurde diesen Menschen geraubt?!

Mit einem Teil des Geldes können wir soviel Galonen Öl für die Menschen in den Bergen kaufen, dass durch unser aller zutun tatsächlich weniger Kinder im kommenden Winter erfrieren müssen. Auch wenn alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, so können doch ein paar mehr dieser Gesichter, die ich hier gerade auf meinem Bildschirm betrachte, auch im nächsten Jahr noch lachen und strahlen.

 

Es sei so gut und wichtig, dass wir ihre Kinder zum Lachen bringen, beteuerten die Mütter in den Camps uns gegenüber. Aber noch wichtiger: dass sich diese Kinder auch in Zukunft noch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen können, sofern sie diese Zukunft überhaupt erleben dürfen.

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Teenager sucht Kuscheltier

Das schöne an dieser Karawane ist, dass sie sich in einem ständigen, sich bewegenden Prozess befindet. Dass nicht der Karawanenführer allein bestimmt und entscheidet, sondern dass alle Mitglieder Teil dieses Prozesses sind: Egal ob vor Ort im Libanon, an der Basis in Österreich, alle SpenderInnen und UnterstützerInnen und natürlich die Menschen, welche als Empfänger der Karawane über die Welt verteilt leben. Eine Karawane der Menschlichkeit, die sich gerade erst am Anfang einer langen Reise befindet mit dem Ziel, die große Menschheitsfamilie möglichst oft an einen gemeinsamen runden Tisch zu bringen.

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Pascal Violo
Hilfsorganisation
NGO
Hilfstransport
Pascal Violo
Gea Waldviertler Schuhe
caravan-of-humanity & ISWA

Bitte unterstützt die Karawane hier:

https://karawane-der-menschlichkeit.org/spenden

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