Rojava 2024

Wo sind wir hier eigentlich?

In Syrien? In Kurdistan? In Rojava? In der Türkei? In vom Ausland besetztem Gebiet? Im Niemandsland?

Die Stadt, in der wir untergebracht sind, nennt sich Qamischli, und befindet sich in unmittelbarer Nähe zur türkischen Grenze.

 

Die Leute, mit denen wir hier zu tun haben, sprechen von „Rojava“ und sind syrische Kurden.

Sie sind umzingelt von Mächten, die Anspruch auf ihr Land erheben:

- Da ist die Assad-Regierung, die sich dieses Landstriches beraubt sieht,

- da ist die Türkei, die sich immer mehr Teile dieser Gegend mit Gewalt unter den Nagel reißt, unter anderem um die kurdische Bewegung in der gesamten, länderübergreifenden Region (Türkei, Syrien, Irak) zu schwächen,

- da ist der zurückgedrängte IS, der immernoch aktiv oder in "Schläferzellen" wieder zu erstarken droht,

- da sind viele US-Militärbasen um uns herum, und auch russische, auf einst syrischem Staatsgebiet,

- und da sind natürlich die Kurden selbst, die von den Einen als Terroristen bezeichnet werden, während sie von den Anderen als Freiheitskämpfer gefeiert werden - dabei sind sie so viel mehr!

 

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Für uns, die „Karawane der Menschlichkeit“, sind es alle in erster Linie Menschen!

Menschen, die trotz ihres Erlebten versuchen, einen möglichst normalen Alltag zu leben.

Und das Erlebte ist für uns oft schwer begreifbar. Mit unseren Clowninnen Anita „Fatoush“ und Franziska „Leimuna“ waren wir in Einrichtungen für Straßen- und Waisenkinder, in Camps von Menschen, die durch die Türkei, oder den IS aus ihren Städten und Dörfern vertrieben wurden, und in Kulturzentren für Kinder der „Märtyrer“, wie hier die im kurdischen Freiheitskampf gefallenen Kämpferinnen und Kämpfer genannt werden.

Eine Mutter aus den Camps erzählt, wie sie von ihrem Kind gefragt wurde, ob es die Häuser und die Gärten, die es manchmal im Fernsehen sieht auch in echt gäbe…

Die Kinder sind teilweise schon hier geboren und kennen nur diese begrenzte Welt.

Vielleicht haben sie auch schon einmal Clowns im Fernsehen gesehen und dürfen sie nun in echt erleben!

 

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(weiße, horizontale Linie im Bild, ist die von der EU-mitfinanzierte Mauer zwischen Rojava und der Türkei!)
Merkel nannte sowas gern Fluchtursachenbekämpfung :-(

Diesmal zieht unsere friedliche Karawane also durch dieses Gebiet - mit dabei auch wieder die Karawane der Clowns.

Was für eine Freude, dass offensichtlich Kinder auf der ganzen Welt denselben Spaß verstehen!

Kaum stolpert Clownin Anita zum ersten Mal über ihren eigenen Schuh, trompetet Anita ihrer Clown-Kollegin Franziska das erste Mal mit ihrer kleinen Tuba aus dem Hinterhalt ins Ohr, schmeißen sich die Kinder weg vor Lachen! Und so geht das gut eine Stunde lang weiter. Immer wieder sitzen die Kinder mit weit aufgerissenen Augen da, lauern auf den nächsten Spaß, um sich dann entweder zu kugeln vor Lachen oder - die Schüchternen - mit vorgehaltener Hand in sich hineinkichern, um sich dann bei ihren Sitznachbarn per Augenkontakt die Bestätigung zu holen, dass das jetzt aber wirklich lustig war…

Auch von den Erwachsenen hören wir, dass sie zwar schon von Clowns gehört haben, aber in ihrem Leben noch nie echte Clowns gesehen und erlebt haben.

Es ist herrlich zu sehen, wie die teils Kopftuch tragenden und zunächst skeptisch dreinblickenden Betreuerinnen der Kinder sich nach und nach mehr einlassen auf das Schauspiel. Hingerissen, teils gar brüllend, aber auf jeden Fall herzlich lachen sie mit den Kindern über den Klamauk der Clowninnen. Spätestens nach den Clownshows ist das Eis gebrochen und unsere Daseinsberechtigung als die „Karawane der Menschlichkeit“ steht außer Frage!

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Nach diesen Shows steht das obligatorische Kinderschminken an und Farah, Meike, Rainer und Kamar bauen den mobilen Malraum auf, in welchem die Kinder nach Herzenslust mit Holz- und Filzstiften sowie Wasserfarben auf Papier malen können. Schon am ersten Tag haben wir festgestellt, dass viele der Kinder die Bilder eigentlich für uns gemalt haben und eher enttäuscht sind, wenn wir sagen, dass sie die Bilder mit nach Hause nehmen können. So haben wir nun einen dicken Packen gemalter Bilder im Gepäck, den wir als positiven Energietransfer für alle unsere Unterstützer und Unterstützerinnen mit nach Österreich und Deutschland bringen können!

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Auch diesmal soll unsere Unterstützung nicht auf das Verbreiten von Lebensfreude begrenzt sein. Die materielle Not dieser Menschen ist groß und die Zukunftsperspektiven gering. Niemand weiß, wie sich in der derzeitigen geopolitischen Situation eine Zukunft gestalten lässt.

Während wir hier Clownerie betreiben, fliegen weit über unseren Köpfen Drohnen und Raketen über das Land. Weil ein paar alte Streithähne ihre Muskeln spielen lassen, läuft der gesamte Mittlere Osten mit all seinen wunderbaren Menschen Gefahr, in einen schrecklichen, flächenbrandartigen Krieg gezogen zu werden. Und letztendlich sind es nicht jene Streithähne, die im Kochtopf landen, sondern diese Kinder, diese Mütter, diese Väter sind es, die den viel zu hohen Preis der Macht teils mit ihrem Leben zu bezahlen haben.

Wir als die „Karawane der Menschlichkeit“ können die Waffenfabriken unserer Länder nicht schließen. Wir können die mächtigen Herrn nicht zum diplomatischen Austausch zwingen. Wir können diese lieben Männer, Frauen und vor allem Kinder um uns herum nicht beschützen. Aber wir können zumindest unseren kleinen Beitrag leisten, um mit unseren kleinen Tropfen stetig den Stein zu höhlen und damit die Hoffnung am Leben zu erhalten.

Mit Spendengeldern konnten wir eine große Photovoltaik-Anlage mit Pufferspeicher finanzieren, die in diesen Tagen auf das Dach eines Krankenhauses montiert wird. Vorgestern haben wir dieses Krankenhaus besucht. Mehrere Tausend Menschen im Monat können sich hier von einigen der besten Ärzte der Region untersuchen und behandeln lassen.

Die Ärzte und Ärztinnen arbeiten ehrenamtlich, dadurch ist die Behandlung auch für Menschen mit sehr geringem Einkommen erschwinglich.

Die Türkei bombardiert hier immer wieder die Anlagen zur Strom-, Wasser- und Treibstoffversorgung der Region. Das öffentliche Stromnetz ist nahezu völlig zusammengebrochen. Mit lärmenden Dieselgeneratoren werden die Menschen dezentral mit dem Nötigsten an Strom versorgt. Obwohl es hier Erdölvorkommen gibt, kommt es durch die zerstörte Infrastruktur immer häufiger zu Treibstoffengpässen. Das Krankenhaus kann dann ohne Treibstoff (= ohne Strom) nicht weiter arbeiten. Mithilfe der neuen PV-Anlage kann diese Phase künftig überbrückt werden! Ein wichtiger Tropfen der Hoffnung, den wir hier alle zusammen fallen lassen!

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Auch ist unser LKW mit Hilfsgütern aus Österreich und Deutschland auf dem Weg! Kinderfahrräder,

Nähmaschinen, Rollstühle, Windeln, Schultafeln, Waldviertler-Schuhe, Kuscheltiere und vieles mehr durchlaufen derzeit die schwierigen Zollformalitäten an der irakischen Grenze.

Wenn alles gut läuft, können wir uns nächste Woche an die Arbeit machen, die Ware auszuladen, in einem Lager vorzusortieren und dann an die verschiedenen Projekte (Camps, Schulen, Krankenhäuser,…) zu verteilen.

Es gibt noch viel zu tun, Pascal und unser Organisations-Engel Meike sind unermüdlich am Telefonieren und Schreiben und bleiben in ständigem Kontakt mit allen beteiligten Behörden, Institutionen, Organisationen und Menschen, damit auch der letzte große Schritt - der LKW - gut an sein Ziel gelangen darf.

Drückt uns die Daumen und seid herzlich gegrüßt und bedankt!

An all die Karawanis zuhause, von uns Karawanis unterwegs!

Helft uns weiter Tropfen der Hoffnung anstatt Bomben fallen zu lassen!

In Liebe und Frieden

Bruno

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Mehr zu unseren Projekten und die Möglichkeit uns zu unterstützen, findet Ihr hier:

karawane-der-menschlichkeit.org

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